LAUT, ANDERS, AUSDRUCKSSTARK
Text & Interview: Jan-Piet Stempels Fotos: Thomas Kettner, Moritz Morbach
In der ersten Ausgabe von SELECTION Hamburg lernen wir mit dem Künstler und Geschäftsführer Moritz Morbach einen Mann kennen, der, ebenso wie Hamburg, viele vermeintliche Gegensätze in sich vereint und gerade deshalb fasziniert. Wir treffen ihn in den Gleis 7 Studios in Bahrenfeld, die sein Mann Armin vor 10 Jahren etablierte - ein kreatives Powerhouse mit internationalem Renommee für Mode, Beauty, Fotografie und Publishing. Mitten in Hamburg? Yes, of course!

MORITZ MORBACH WIRFT EINEN CHARMANTEN, PERSÖNLICHEN UND HINTERGRÜNDIGEN BLICK AUF DIE BESONDER-HEITEN DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG. MAL POE-TISCH, MAL HINTERGRÜNDIG, ABER IMMER MIT DER UNHEILBAREN LIEBE EINES HAMBURG-SÜCHTIGEN.
Am Empfang des Studio- und Büro-Komplexes der Morbach Group herrscht reges reiben. Ein spanisches Model fragt in gebrochenem Englisch nach dem WLAN-Passwort, zwei offensichtlich französische Kunden werden in Empfang genommen und eine Armada an vollbehängten Kleiderständern rollt von A nach B. Was eben noch ganz eindeutig Bahrenfeld war, fühlt sich jetzt eher nach London oder Paris an und beheimatet nicht nur Fotostudios sondern auch das Beauty Magazin »TUSH«, die Booking Agentur »Balsaal« sowie die Produktions- und Kreativ-Agentur »HOW-toDO«. Ein paar Augenblicke später bahnt sich Moritz Morbach ganz entspannt seinen Weg durch die Szenerie und führt in den studio-eignen Diner. Es war das Studium, das den gebürtigen Rheinländer einst an die Elbe führte und eine zufällige Begegnung in der Hamburger Innenstadt, die ihn mit seinem jetzigen Mann, dem Fotografen und Künstler Armin Morbach, zusammenbrachte. Eine glückliche Fügung nicht nur im Privaten, sondern auch in puncto Beruf, oder sagen wir besser: Berufung. Schließlich war es Armin, der das kreative Potential seines Mannes erkannte und ihn erfolgreich aus der Reserve des Beamtenstatus lockte, den er als Lehrer vermeintlich genoss. Mittlerwelle hat Moritz sogar Platz für gleich zwei Karrieren in seinem Leben geschaffen. Auf der einen Seite kümmert er sich als Geschäftsführer im Tagesgeschäft zusammen mit Armin um die Geschicke der Morbach Group und zum anderen nimmt er sich immer wieder Auszeiten, um seinen Weg als Künstler zu gehen - aktuell zum Beispiel mit Kunst aus Legobausteinen.
Hierzu haben wir Ihn befragt:
Hey Moritz, wie ist Lego in Deine Kunst gekommen?
Zunächst auf eine sehr spielerische Art und Weise. Für eine TUSH-Produktion habe ich eine Lego-Maske hergestellt, die das Gesicht komplett verdeckte. Als ich damit anfing, löste das in mir eine Menge Emotionen aus. Ich verbrachte Stunden damit, mich durch Berge von Legosteinen zu wühlen, die sich noch auf dem Dachboden aus meiner Kindheit befanden. Letztlich wollte ich aber etwas mit Lego schaffen, das man an die Wand hängen kann und habe mich bewusst vom Figürlichen entfernt. Angefangen hat alles mit einem Bild, das ich für uns zu Hause produziert habe. Die Reaktionen unserer Gäste zu Hause haben mich ermutigt, dort weiterzumachen und das eröffnete mir eine völlig neue Perspektive. Zunächst produzierte ich einen ausreichend großen Pool an Bildern, um im nächsten Schritt tatsächlich veröffentlichen und ausstellen zu können.
Gibt es ein visuelles Konzept für Deine Lego-Bilder, bevor Du mit dem Setzen der Bausteine beginnen. Oder ist der kreative Prozess eher ergebnisoffen?
Für manche Bilder habe ich sehr konkrete Vorstellungen und berechne analytisch, welche und wie viele Steine ich brauche. Zum Beispiel für mein Lippenstift-Motiv. Die "Titten-Pizza“ hingegen ist durch Zufall entstanden, aus einer Verspieltheit heraus, die eigentlich ein ganz anderes Ziel hatte. Manchmal gerate ich in einen Flow und kann wunderbar loslassen, manchmal aber brauche ich einen radikalen Perspektivwechsel, um mich wieder aus einer kreativen Sackgasse befreien zu können.
Ist die Arbeit an Objekten für Dich immer auch eine Art Rückzug oder Meditation?
Das fängt schon viel früher an. Ich bestelle Lego kiloweise und kaufe auch auf Flohmärkten fleißig ein. Danach fange ich erst einmal an, alles zu sortieren, und allein das ist schon eine angenehme, meditative Arbeit für sich. Ich höre Hörbücher oder klassische Musik und lasse mich in meine ganz eigenen Welten treiben.

Interview mit Moritz Morbach
In einigen Deiner Werke zitierst Du Piet Mondrian. Welche Künstler inspirieren Dich?
Natürlich bewundere ich Mondrian für seinen Pioniergeist und seine Klarheit. Aber ganz besonders am Herzen liegen mir Monet – und vor allem Gustav Klimt.
Lange vor Deiner Lego-Kunst hast Du begonnen, Masken und dekorative Elemente an der Schnittstelle zwischen Kunst und Mode zu schaffen. Womit hat das alles angefangen?
In der Tat waren die Masken meine kreative Initialzündung. Masken sind – wenn man sie genauer betrachtet – in jeder Kultur ein zentraler Bestandteil der Identitätsbildung. Eine Projektionsfläche, ein Versteck und gleichzeitig eine Akzentuierung. Es sind genau diese Gegensätze, die mich schon immer fasziniert haben – und die sich auch in meinen Masken wiederfinden.
Wie stark wird Deine Kreativität in Deiner Funktion als Geschäftsführer bei der Morbach Group benötigt?
Sehr stark (lacht). Schließlich wechsle ich über den Tag hinweg ständig meine Rolle, korrigiere, delegiere und treffe Entscheidungen. Wichtig ist aber, dass all die Projekte, die wir hier bewältigen, nicht nur eine straffe Organisation, sondern auch konkreten kreativen Input erfordern. Wir kreieren jeden Tag neue Welten und Identitäten. Genau das macht die Arbeit so spannend – und ist gleichzeitig eine große Verantwortung. An dieser Schnittstelle zwischen Handwerk und Kunst fühle ich mich besonders wohl und kann sowohl konzeptionell als auch in der Umsetzung meinen Beitrag leisten.
Ist das Magazin TUSH aus diesem Kontext, dieser Schnittstelle heraus entstanden?
Ja, ganz genau. Armin hat sich damit vor fast 20 Jahren eine Bühne geschaffen, um auch jenseits der Auftragsarbeiten das gesamte Spektrum seiner Kreativität auszuleben und sichtbar zu machen. Eine gute Visitenkarte für ihn – und mittlerweile auch für das gesamte Team und Netzwerk, mit dem wir hier arbeiten.
Welche Rolle spielt der Standort Hamburg dabei?
Hamburg ist mehr als nur eine extrem lebenswerte Umgebung – es ist für mich eine Stadt der Möglichkeiten. Zwar wartet hier niemand auf einen, aber gleichzeitig lässt die Stadt viel zu und gibt einem Luft zum Atmen. Ich habe mich, seitdem ich hier bin, nie abgelehnt gefühlt. Ganz im Gegenteil. Gerade weil so viele unterschiedliche Kulturen und Communities neben- und miteinander leben, entsteht ein liberales Klima, das die „Schere im Kopf“ ausklammert – was für kreative Prozesse ungemein wichtig ist.
Du stellst auch in der Galerie Roschlaub aus – wie kam es dazu?
Kirsten Roschlaub habe ich sehr viel zu verdanken. Für mich hat sie eine Ausnahme gemacht, als sie mich in ihr Portfolio aufnahm – schließlich ist ihre Galerie eigentlich ausschließlich auf Fotografie ausgerichtet. Letztes Jahr lernten wir uns kennen und verabredeten uns schnell für ein erstes Ausstellungsprojekt. Mir gefiel, wie unkompliziert und offen alles klappte. Dass meine erste Ausstellung am Mittelweg gleich ein Erfolg wurde, hat mich natürlich sehr gefreut.
Kirstens Leidenschaft für Fotografie und Kunst ist ansteckend. Mit ihrer Galerie gehört sie zu den zentralen Orten der Hamburger Kunstszene – besonders im eleganten Pöseldorf.
Empfindest Du die Stadt als eine mit vielen Gegensätzen?
Im positiven Sinne: ja. Das Hamburg an der Alster ist ein ganz anderes als das an der Elbe oder in der Schanze. Dort ist es „in your face“, herausfordernd und trotzdem herzlich. In Harvestehude oder Blankenese zeigt sich die konservative, diskrete Seite mit einem Hang zur Britishness. Beides geht – beides muss gehen. Sonst wäre Hamburg eindimensional und wenig inspirierend.
In welchem Hamburg fühlst Du Dich zuhause?
Überall. Aus allen Kosmen der Stadt ziehe ich meine Inspiration. Karl Lagerfelds Mutter sagte einst zu ihm, Hamburg sei das Tor zur Welt – aber er müsse auch hindurchgehen. Natürlich stimmt das. Armin und ich holen uns regelmäßig neue Impulse in New York, London, Mailand oder ganz woanders. Doch das Hamburg, in dem wir heute leben, hat mit dem der Nachkriegszeit nichts mehr zu tun. Das Tor steht inzwischen in beide Richtungen offen – und ist viel internationaler, als viele glauben. Wir leben diese Internationalität hier im Friesenweg – und das ist nicht nur persönlich bereichernd, sondern auch geschäftlich von Vorteil (lacht).
Was sind Deine Pläne für die künstlerische Zukunft?
Lego wird definitiv ein fester Bestandteil meiner Arbeit bleiben, aber ich denke, meine Werke werden größer. Ich freue mich darauf, neue Wege zu gehen und weitere Möglichkeiten zu erforschen. Gleichzeitig werde ich weiterhin Masken und Unikate kreieren – das ist ein kreativer Luxus, den ich sehr zu schätzen weiß. Die Magie entsteht dort, wo sich Kreise schließen oder neue entstehen – und genau diese Momente machen süchtig.
Persönliche Empfehlungen für Genuss, Inspiration und Design
Hobenköök – Natürlich genießen
Stockmeyerstraße 43, 20457 Hamburg
www.hobenkoeoek.de
Markthalle und Restaurant in einem: Die Hobenköök im Oberhafen vereint saisonale Küche mit nachhaltigem Anspruch. Über 200 regionale Produzenten liefern die Basis für Gerichte, bei denen alles verwertet wird – vom Radieschenblatt bis zur Gemüseschale. Für Moritz ein kulinarisches Zuhause abseits von Öko-Klischees, das Genuss und Verantwortung vereint.
Hofladen Overmeyer – Hofladen Deluxe
Emmelndorfer Str. 55, 21218 Seevetal
www.overmeyer-landbaukultur.de
Ein Ort mit Seele: Der Hofladen Overmeyer bietet nicht nur Produkte höchster Qualität, sondern auch eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Hühner laufen frei, die Küche produziert Suppen und Marmeladen – und zu besonderen Anlässen wird der Besuch zum Erlebnis für Groß und Klein.
Standard – Aperitivo Ahoi!
Große Freiheit 90, 22767 Hamburg
www.standard.hamburg
St. Pauli neu gedacht: Die Aperitivo-Bar .Standard. steht für entspannte Atmosphäre, kreative Drinks und fleischlose Kleinigkeiten. Perfekt für den Start in den Abend – ganz ohne Touristenrummel.
LIBERTÉ – Blick & Geschmack
Große Elbstraße 9a, 22767 Hamburg
www.liberte.hamburg
Direkt an der Elbe trifft französisches Lebensgefühl auf Hafencharme. Ob Moules Frites, Cocktails oder der Panoramablick: Im LIBERTÉ genießt man Hamburgs Freiheit mit Stil.
Felix Jud – Intellektuelle Delikatessen
Neuer Wall 13, 20354 Hamburg
www.felix-jud.de
Eine Buchhandlung mit Haltung. Seit 1923 versorgt Felix Jud seine Leser mit ausgesuchten Werken – jenseits des Mainstreams. Lesungen und Ausstellungen runden das Erlebnis ab, die Jugendstil-Passage gibt dem Ort ein würdiges Ambiente.
Studio Gleis7 – Creative Space
Friesenweg 14, 22763 Hamburg
www.studiogleis7.com
Kreatives Zentrum der Morbach Group in einer alten Marzipanfabrik. Vier lichtdurchflutete Studios für Shootings, Events und Ideen mit Raum und Stil. Hier entstehen nicht nur Marken, sondern auch neue ästhetische Welten.
Fischbeker Heide – Kraftort
Zwischen Wald und Weite: Die Fischbeker Heide erinnert Moritz an seine Kindheit im Oberbergischen. Hier findet er Ruhe und Inspiration – ein Naturort, der entschleunigt.
Deichtorhallen – State of the Art
Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg
www.deichtorhallen.de
Einer der bedeutendsten Ausstellungshäuser Europas für zeitgenössische Kunst. Großartige Kuration, spektakuläre Architektur – und für Moritz ein Ort, der Hamburg international mitprägt.
Grüner Bunker St. Pauli – Urban Jungle
Feldstraße 66, 20359 Hamburg
www.bunker-stpauli.de
Vom NS-Bunker zum grünen Kulturprojekt. Hotel, Gastronomie, Ausstellungen und ein spektakulärer Dachgarten auf 60 Metern Höhe machen dieses Projekt zum Symbol für Transformation – ein Statement für Zukunft und Erinnerung.
MARKK – Inspiration pur
Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg
www.markk-hamburg.de
Das Museum am Rothenbaum verbindet ethnologische Sammlung mit gesellschaftlicher Relevanz. Besonders faszinierend: Die eindrucksvoll inszenierten Mumien und die prunkvolle Eingangshalle.
Hochschule für Musik und Theater – Überraschend nah
Harvestehuder Weg 12, 20148 Hamburg
www.hfmt-hamburg.de
Kultureller Geheimtipp: Rachmaninow auf zwei Flügeln, Bach auf dem Cembalo. Kleine Konzerte mit großer Wirkung – ein intimer Rahmen für musikalische Exzellenz.
Restaurant Torcello – Bauch & Seele
Mittelweg 19, 20148 Hamburg
www.torcello-hamburg.de
Italien ganz ohne Speisekarte: Was auf den Tisch kommt, bestimmt die Tagesqualität der Zutaten. Mediterran, authentisch und voller Seele.
House & Garden – Der Stoff aus dem die Träume sind
Mittelweg 117A, 20149 Hamburg
www.houseandgardenhamburg.de
Ein Paradies für Interior-Liebhaber: Heimtextilien, Stoffe, Tapeten – von Hermès bis Ralph Lauren. Hier spürt man Ästhetik mit allen Sinnen.
Galerie Roschlaub – Raum für Bilder
Mittelweg 21, 20148 Hamburg
www.galerie-roschlaub.com
Fotografie im Fokus. Die Galerie Roschlaub zeigt wechselnde Ausstellungen und fördert den Dialog zwischen Künstlern und Publikum. Für Moritz ein Ort des Vertrauens – und der Begegnung.
The Fontenay – Relax Deluxe
Fontenay 10, 20354 Hamburg
www.thefontenay.com
Rooftop-Terrasse mit Blick auf die Alster, exzellenter Service und Ruhe mitten in der Stadt: The Fontenay ist Entspannung mit Klasse.
Blumenhaus Tran – Blumige Überraschung
Mittelweg 25, 20148 Hamburg
facebook.com/BlumenhausMittelweg
Besondere Sträuße, besonders lange haltbar – das kleine Blumenhaus überrascht mit Qualität und Herz.
stilwerk Hotel Heimhude – Freunde schick unterbringen
Heimhuder Straße 16, 20148 Hamburg
www.stilwerkhotels.com
Ein Designhotel, das historische Architektur mit modernem Stil vereint. Ideal für Gäste mit Sinn für Ästhetik.
Harbeck's Henkelmann – Geschmacksvoller Schnack
Mittelweg 31, 20148 Hamburg
www.harbecks-henkelmann.de
Kreative Küche im Mini-Format. Geführt von Modedesignerin Inga Harbeck – mit Marmeladen, Suppen, Frühstück und Gespräch inklusive.
Architektursalon von Gerkan – Statement aus Beton
Övelgönner Mühlenweg 1A, 22605 Hamburg
Architektur zum Anfassen: Keine rechten Winkel, viel Licht, viel Idee. Der Salon zeigt, wie Form, Funktion und Emotion zusammengehen.
HafenCity – Lebenswert
www.hafencity.com
Eine der modernsten Innenstadtentwicklungen Europas. Wasser, Architektur, Kultur – und ein Lebensgefühl zwischen maritim und urban.